Kunstwerke sollen den Skulpturenweg „Skulptour“ fortsetzen
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HORSTEN – „Kunst ist für alle erlebbar – mitten im Dorf – draußen unter freiem Himmel – bei Sonne und Regen – inmitten von großen und kleinen Leuten aus Horsten, aus der Nachbarschaft, aus der Region und woanders her“, so Friedeburgs Bürgermeisterin Karin Emmelmann nach dem Bildhauersymposium im Jahr 2010.
Diese Worte beschreiben sehr genau das diesjährige sechste internationale Bildhauersymposium in Horsten. Auch das Geräusch von Motorsägen und Axthieben prägte in der vergangenen Woche den Dorfplatz. Denn hier nutzten Bildhauer aus Kanada und Italien, der Türkei sowie aus Deutschland die Möglichkeit an riesigen, alten Baumstämmen zu arbeiten, um dabei einmalige Skulpturen entstehen zu lassen.
Ein Abschlussfoto vor der Skulptur „Focus on Balance“. Margit Schramm (1.Reihe v.l.), Organisator Thorsten Schütt, Tülay Icöz, Gert Burkard Büttner (2.Reihe v.l.), Bowe Roodbergen, Helmut Feldmann, Gordon Dick | Bild © Martina Gerdes
In der Begleitausstellung waren Zeichnungen von Helmut Feldmann aus Oldenburg, Lichtobjekte von Bowe Roodbergen aus den Niederlanden, sowie kleine Kunstwerke und Skulpturen von Margit Schramm (Bayern) und Gert Burkhard Büttner (Sachsen-Anhalt) zu sehen.
Hauptorganisator, künstlerischer Leiter und die Seele des Symposiums ist der in Horsten lebende Bildhauer Thorsten Schütt. Alle drei Jahre findet ein Bildhauersymposium im Ort statt, unterstützt von der Gemeinde Friedeburg und dem Bürgerverein Horsten.
Zahlreiche Besucher strömten am Sonntag auf den Dorfplatz um die fertiggestellten Kunstwerke zu bestaunen | Bild © Martina Gerdes
Die Finisage (Ergebnispräsentation) am vergangenen Sonntag zog viele Interessierte an, die mit Kind und Kegel sowie ihren vierbeinigen Hausgenossen kamen, um die von den Bildhauern in den vergangenen Tagen erarbeiteten Werke anzuschauen. Viele Künstler haben bis zur letzten Minute Hand angelegt, geschliffen, gemeißelt und geölt. Nur selten kann man so direkt miterleben, was Menschen mit dem richtigen Werkzeug alles erschaffen können. Denn aus großen Eichenbäumen wurden in den vergangenen Tagen richtige Kunstwerke.
Tülay Icöz (38) aus der Türkey bearbeitete gleich zwei Eichenstämme, die am Ende zu einer Figur zusammengefügt wurden. „Step“, so heißt die Skulptur und zeigt zwei Beine, die einen Schritt gehen.
Tülay Icöz bearbeitet hier ein Bein, ein zweites soll bis zur Finisage auch noch fertiggestellt werden | Bild © Martina Gerdes
Tag 8 – die groben Arbeiten am zweiten Bein sind abgeschlossen | Bild © Martina Gerdes
„Step“ von Tülay Icöz | Bild © Martina Gerdes
Die 46-jährige Künstlerin Margit Schramm schickt mit ihrem überdimensionalen Weißbierglas einen bayerischen Gruß nach Norddeutschland. Das Glas wurde mit dem Bayerischen Landeswappen verziert. Als Zugabe stellte die Künstlerin an den letzten beiden Tagen eine Brezel her.
Margit Schramm hat bereits viele große und kleine Skulpturen erstellt. Einige kleine Kunstwerke sind auch in der Begleitausstellung zu sehen | Bild © Martina Gerdes
Das grobe ist getan – nun geht es an die Feinarbeit| Bild © Martina Gerdes
Margit Schramm mit ihrem Mann bei der Abschlusspräsentation am Sonntag| Bild © Martina Gerdes
„Wie schwer ist es doch, die Morgenröte in der Abenddämmerung zu finden“, so lautet der vollständige Titel der schwarzen Skulptur, die der 47-jährige Italiener Marco Nones angefertigt hat. Thorsten Schütt zitierte den bereits abgereisten Künstler:
„Dieser schwarze Obelisk hebt die menschliche Zerbrechlichkeit hervor. Wenn ein Schatten unseren Weg verdunkelt, ist es mühsam für das Licht hindurch zu brechen.“
Der italienische Bildhauer Marco Nones fertigt eine sich nach oben verjüngende Skulptur an| Bild © Martina Gerdes
„Dieser schwarze Obelisk hebt die menschliche Zerbrechlichkeit hervor. Wenn ein Schatten unseren Weg verdunkelt, ist es mühsam für das Licht hindurch zu brechen“, erklärte Marco Nones. „Ich habe einen Spalt herausgearbeitet, der den Moment des Zusammenbruchs repräsentiert, den Triumph des Lichts über den Schatten.“| Bild © Martina Gerdes
Mit dem zweitgrößten Eichenstamm auf dem Horster Dorfplatz erinnert sich der 45-jährige Gert Burkhard Büttner an einen Ausflug ans Meer. Die Skulptur „Blick in den Himmel, wie auf Erden“ weist viele filigrane Schnitzereien auf. So auch den Menschen der auf dem Wasser spazieren geht. Büttner dachte hierbei an Ebbe und Flut.
Die Skulptur von Gert Burkard Büttner am fünften Tag. Noch kann man nicht viel von dem Endprodukt erkennen | Bild © Martina Gerdes
An seinem Kunstwerk zeigt Burkard (so sein Künstlername) viele feine, filigrane Schnitzereien | Bild © Martina Gerdes
„Blick in den Himmel, wie auf Erden“ von Gert Burkard Büttner | Bild © Martina Gerdes
„Jede meiner Skulpturen trägt eine Geschichte“, erzählte Bildhauer Gordon Dick (41) aus Kanada. Mit seiner Skulptur „Focus on Balance“ möchte er den natürlichen Kreislauf der Natur darstellen. „Wenn wir diesen Kreislauf und damit Mutter Natur respektieren, anerkennen und schützen“, so Dick „dann werden wir diese Erde auch für die künftigen Generationen bewahren können.“
Nachdem der kanadische Indianer Gordon Dick die groben Umrisse vorgezeichnet hat, kann er mit der hauptsächlichen Arbeit beginnen| Bild © Martina Gerdes
Der Bildhauer möchte mit seinem Totempfahl –der waagerecht aufgestellt wird- den natürlichen Kreislauf der Natur darstellen. „Denn alle Dinge im Kreislauf hängen voneinander ab. Der Lachs, die Bäume und das Wasser“, so Dick | Bild © Martina Gerdes
Bei der Finisage erklärt der Künstler Gordon Dick (r.) dem Publikum seine Skulptur. Links vorne im Bild Organisator und Bildhauer Thorsten Schütt | Bild © Martina Gerdes
Der Horster Bildhauer und Organisator Thorsten Schütt möchte sich mit seinem Kunstwerk aus Gedankenkugeln bei den vielen Sponsoren und Helfern bedanken. Ohne die tatkräftige Mithilfe vieler Horster Bürgerinnen und Bürger sowie etlicher Sponsoren wäre diese Veranstaltungen nicht möglich gewesen. Ein großes Dankeschön gilt dem Bürgerverein Horsten, dessen Mitglieder hervorragend für die Organisation, Unterkunft, Betreuung und Verpflegung der Künstler sorgten. Beim Erstellen jeder einzelnen Kugel, war er in Gedanken bei einem dieser Menschen. Jede einzelne Kugel der Skulptur steht also für einen Unterstützer oder Helfer. Die oberste Kugel steht für seine Mutter, die zweite für seine Tochter und die dritte für seine Frau.
Bildhauer Thorsten Schütt arbeitet an der Erstellung der Gedankenkugeln. Den Hintergrund seines Werkes hatte er bis zur Finisage geheim gehalten | Bild © Martina Gerdes
Bei der Abschlussveranstaltung am Sonntag erklärte Schütt, dass er sich mit diesem Kunstwerk bei den vielen fleißigen Helfern und Sponsoren bedanken möchte. Jede einzelne Kugel soll einen Sponsor oder eine helfende Hand darstellen | Bild © Martina Gerdes
Die in Horsten hergestellten Kunstwerke verbleiben als Dauerleihgaben der Künstler/innen in der Region. Über die vergangenen Jahre ist ein Skulpturenweg aufgebaut worden, der die verschiedenen Ortschaften miteinander verbindet und somit den regionalen Skulpturenweg „Skulptour“ erweitert.
Erschienen im Anzeiger für Harlingerland
Autor: Martina Gerdes